Noch heute höre ich die bedrohende Stimme unseres beliebten Professors welcher meinte: “Ihr werdet die letzte Generation sein, welche noch auf Papier kritzelt und herumschmiert.” Und weiter “In Zukunft werdet Ihr nur noch vor eurem PC sitzen und dort alles festhalten. Papier wird spätestens in 10 Jahren nur noch für Klopapier oder von speziellen Fachmagazinen bzw. Büchern verwendet.”
Weise, weise, dass muss man lassen. Einen beinahe furchteinflössenden Weitblick hat unser damaliger Professor schon gehabt, wenn man bedenkt, dass diese Aussage aus dem Jahre 1990 stammt. Nicht umsonst gehörte und gehört er noch immer zu den gefragtesten Referenten seines Faches.
Doch in einem Punkt irrte er sich gewaltig. Von papierloser Zeit kann absolut keine Rede sein. Trotz PC, trotz PDF, trotz Internet, trotz Web 2.0.
Es wird mehr Papier verwendet als jemals zuvor.
Unzählige Zeitungen, Zeitschriften und Bücher werden trotz Computer auf Papier gedruckt. Auch die unzähligen Beschreibungen, Artikeln, etc., welche im Internet erscheinen und heruntergeladen werden können, werden von den meisten Usern noch immer auf Papier ausgedruckt.
Und nicht zu vergessen.
Was wäre das Leben eines Unternehmers, egal welcher Branche, ohne einen Notizblock oder eines Schmierzettels? Es würde das reine Chaos herrschen! Viele wären planlos, ein Grossteil aller Einfälle würde wieder vergessen sein, weil der Gedankenblitz nicht sofort notiert wurde.
Ich persönlich kennen keinen halbwegs erfolgreichen Geschäftsmann, welcher nicht den einen oder anderen Schmierzettel verwendet. Bei mir persönlich quillt der Schreibtisch förmlich über mit Schmierzetteln. Zwar für einen Aussenstehenden chaotisch, für mich aber ein geordnetes Chaos, wo ich jederzeit auf meine Fülle an Gedankensblitzen und To-Do-Listen zurückgreifen kann.
Aber wehe die Putzfrau versucht Ordnung ins vermeindliche Chaos zu bringen oder schmeisst gar abgerissene Papierfetzen mit Notizen weg. Dann herrscht förmlich “dicke Luft”. Das ist eigentlich einer der Gründe, warum ich hier jetzt diesen Artikel schreibe. Eine Art Hommage an den Schmierzettel.
Schmierzettel mit langer Karriere
Üblicherweise lernt man bereits in der Schule Schmierzetteln zu verwenden. Interessanterweise steigt die Zahl der Schmierzetteln kurz vor einer Prüfung rasant an. War wohl nicht nur für Gedankenblitze, wenn ich mich noch recht entsinne, aber lassen wir das.
Trotzdem konnte man schon damals recht schnell lernen, dass der Schmierzettel so seine Vorteile hat. Insbesondere dann, wenn man wieder einmal keinen rechten Einfall hat.
Egal wo man ist, einen Schmierzettel zum Schreiben findet man immer. Ob ein kurzer Geistesblitz, ob eine Idee für einen neuen Artikel, ob der neue Entwurf für die Homepage, ob den Geburtstag der Freundin, ob … – alles kann schnell notiert werden – und taucht erstaunlicherweise rechtzeitig zum benötigten Zeitpunkt wieder auf.
Bis der Schmierzettel abglöst wird, ist Web 9.0 bereits ein alter Hut. Keine Spur also von papierlosen Zeiten.
Das ist zumindest meine Meinung vom Schmierzettel. Wie steht ihr zum Schmierzettel, oder bin ich bereits einer der Zurückgebliebenen, welche nicht von alten Gewohnheiten lassen kann?
Ja, die Schmierzettel sind nicht tot zu kriegen. Besonders beliebt sind ja diese kleinen farbigen, selbstklebenden Zettel 🙂 Jeder Versuch, dieses System mit Hilfe von diversen Utilities auf den Computer zu übertragen, ist bisher, zumindest bei mir, gescheitert. Vielleicht ist es der meditative Charakter des Schmierzettel-Schreibens 🙂
Pingback: Auch Genies brauchen Schmierzettel - [Mozart hat Geburtstag]
Hoch lebe der Schmierzettel.
Keine Ahnung was ich ohne diesen machen würde. Verzweifeln wahrscheinlich oder einen Fliessbandjob nehmen, wo nicht nachgedacht werden muss 😉