Jörg Petermann, Betreiber des einfach persönlich Blogs, hat eine recht interessante Interviewreihe zu den Webtrends 2006 gestartet. In diesem haben deutsche Webdesigner die Möglichkeit, ihre Ansichten und Favoriten anzuführen und zu erläutern. Ich selbst habe mir mal die Freiheit genommen und mir die Fragen kopiert um diese zu beantworten. In erster Linie nicht unbedingt um meinen Senf zu diesem Thema abzugeben, sondern zur Kontrolle ob und inwieweit ich mit meinen Überlegungen und Ansichten Ende des Jahres noch übereinstimme.
Bevor wir thematisch einsteigen, wolltest Du aber noch einige Grundgedanken & Vorbemerkungen voraus schicken. Was genau geht Dir da speziell durch den Kopf? Welche persönlichen Trends, Erwartungen und Wünsche hast Du im Bereich Webdesign?
Nun, spezielle Erwartungen und Trends habe ich zum Thema Webdesign nicht. Dazu ist die Thematik Webdesign einfach zu vielfältig und hängt von zuvielen Faktoren ab. Man muss immer zuerst analysieren was wird wofür benötigt, was will der Kunde erreichen, bin ich vom Design durch CI-Richtlinien o.ä eingeschränkt etc. Es ist ein riesen Unterschied ob man eine Community-Seite, eine Informationsseite oder eine designgestützte Webseite entwirft.
Grundsätzlich erwarte ich mir, dass zukünftige Webseiten vermehrt validen Code enthalten und optisch experimentierfreudiger sind.
Wenden wir uns nun einmal einigen konkreten Themengebieten zu. Beginnen wir mit den Farben. Momentan werden hellere Farben wie auch Pastell-Töne öfter genannt. Welche Erwartung hast Du bezüglich der Webdesign-Farben 2006?
Hellere Farben bzw. Pastelltöne werden auch 2006 Bestand haben. Allerdings erwarte ich auch, dass 2006 wieder vermehrt zu kräftigeren Farben und Farbkombinationen gegriffen wird. Inzwischen haben sich auch viele Webdesigner mit Themen wie der Farbenlehre und der Farbharmonie beschäftigt. Dies war noch vor einigen Jahren ein riesen Manko.
Hier darf aber nicht ausser Acht gelassen werden, auf die Farben des jeweiligen Unternehmens einzugehen. Oftmals ist der Webdesigner das letzte Glied, während das Unternehmens Logo, Briefpapier, Visitenkarte etc. bereits vorher festgelegt bzw. produziert wurden. Dadurch ist der Spielraum punkto Farbgestaltung etwas begrenzt. Da zählt Erkennungswert mehr als künstlerische Freiheit.
Ajax haben 2005 enorm an Zuspruch gewonnen und liegen stark in der Nachfrage. Wie schätzt Du die Entwicklung ein? Wo siehst Du die weitere Entwicklung aus Deiner Sicht?
Ich empfinde das Thema Ajax derzeit als Hype. Tatsächlich wage ich einmal zu behaupten das mehr als die Hälfte, welche derzeit von Ajax schwärmen, keine Ahnung hat, was Ajax ist. Man muss noch einige Zeit vergehen lassen, um sich mit diesem Thema nüchtern zu befassen. Mal schauen was sich wie durchsetzt. Aber es spielt dabei sicherlich auch die Kompatibilität der einzelnen Browser eine Rolle, inwieweit Ajax 2006 eine Rolle spielen wird. Zur Zeit ordne ich Ajax wie auch Flash noch in die Kategorie: Nett, aber nicht notwendig.
Tags bzw. Tagging spielen immer wieder eine unterschiedliche Rolle. Welche Bedeutung misst Du ihnen bei? Wo siehst Du die weitere Entwicklung?
Mein Verhältnis zu Tags ist zwiespältig. Einerseits herrscht punkto Tags nur ein chaotisches Durcheinander und erinnert mich zeitweise an die alten bedeutungsvollen Meta-Tags Keyword, andererseits glaube ich schon, dass diese in Zukunft eine wichtige Rolle spielen werden. Nur halt nicht in der Form wie dies heutzutage passiert. Dazu herrscht zuviel Chaos, obwohl nur ein Bruchteil der User Tags benutzt.
Allerdings ist dies ein Thema, welches einem Webdesigner nicht in erster Linie interessieren muss.
Web Design & Web-Layouts, ob Fluid Layout oder deren Größe sind immer wieder ein Thema für Spekulationen. Was denkst Du darüber?
Grössenmässig wird sich meiner Meinung nach 2006 nicht allzuviel neues tun, auch wenn es vermehrt grössere Bildschirme gibt. Webdesign wird sich in den nächsten Jahren immer innerhalb 800px und 1024px Breite abspielen. Ausgenommen einmal spezielle Designseiten.
Warum auch? Mehr als 3 Spalten ist für den üblichen Surfer ungewohnt, und allzu breite Textfelder sind schwer zu lesen. Sogar bei Printprodukten wird kaum der Satzaufbau in einem einzigen Block gefertigt, sondern in Spalten aufgeteilt. Einfach der Lesbarkeit halber. Das ist im Internet nicht anders. Es ist hier wesentlich leichter vertikal zu scrollen, als horizontal.
Viel Abwechslung gibt es bei den Web-Schriften nicht. Dennoch zeichnen sich immer wieder einige Trends ab. Welche fallen Dir besonders auf?
2006 werden sicherlich die selben Schriften (Arial, Verdana, Helvetica, Georgia und Trebuchet MS) wie bisher den Ton angeben. Vielleicht kommt mit dem neuen Windowsystem die eine oder andere Schrift hinzu, aber sonst wird sich hier nicht allzuviel tun. Für Webseiten, welche hauptsächlich am Bildschirm betrachtet werden sollte man ohnehin hauptsächlich nur serifenlose Schriften verwenden.
Webstandards sind Dir ein besonderes Anliegen. Was meinst Du, welche Fortschritte werden wir 2006 bei den Webstandards erleben können?
Ob es 2006 zu grossen Neuerungen bei den Webstandards kommen wird wage ich einmal zu bezweifeln. Ich gehe mal davon aus, dass sich die grosse Masse 2006 zunehmend an die bereits vorgegebenen Standards nähert.
Was wäre das Internet ohne Browser? Im letzten Jahr hat der Firefox-Browser die Landschaft maßgeblich mit geprägt. Für das neue Jahr steht die Version 7 des Internet Explorers ins Haus. Welche Erwartungen hast Du bezüglich der Browser-Entwicklung?
Erwartungen zu diesem Thema sind eher gering. Ein Traum wäre, wenn alle Browser sich an die vorgegebenen Standards halten würden, sodass man nicht mehr für die verschiedenen Browser die Webseiten anpassen muss.
Weblogs folgen aus Erfahrung einem eher klassischen Design. Welche Erwartungen verbindest Du mit der Weiterentwicklung des Weblog Design?
Ich glaube nicht, dass sich 2006 bei Weblogs designmässig allzuviel tun wird. Das liegt aber in der Natur und Funktionalität der Weblogs. Ich halte recht wenig davon, Weblogs zu vollwertigen Content Management Systemen zu erweitern. Da wäre es sinnvoller gleich eine CMS-Software zu installieren. Einige Content Management Systeme besitzen zudem bereits Blog Funktionen.
Die Breite Masse wird auch 2006 zu einem der vorgefertigten Templates ala Kubrick zurückgreifen und gerade mal das Headerbild ändern.
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